Im baden-württembergischen Ulm ist das Jahr 1974 ein turbulentes. Studenten besetzen eine Fläche, auf der ein Kernkraftwerk entstehen soll. Das Projekt soll wo immer es geht be-, im besten Fall sogar verhindert werden. Sechs Monate lang halten die Studenten durch, dann wird das Projekt auf Eis gelegt.

Am erfolgreichen Kampf gegen das AKW beteiligen sich auch Alfred, Marga und Carin, drei begeisterte Chemie-, Design- und Wirtschaftsstudenten, die ein Wunsch vereint: Sie wollen die Welt, in der sie leben, positiv verändern.

Ihr Ansatz dazu ist ein neuer: sie produzieren Biowaschmittel aus Kernseife, Aktivsauerstoff und ätherischen Ölen. Als Markennamen entscheiden sie sich für Almacabio, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der drei Vornamen sowie der Vorsilbe „bio“.

Mit ihren Waschmitteln füllen die drei Ulmer eine Marktnische aus, denn umweltschonende Waschmittel gibt es in den 1970ern noch keine.

Der Start ist entsprechend steinig: Produziert wird in einer Lagerhalle mit Hilfe eines hundert Liter fassenden Mischers, der per Hand gefüllt werden muss. Einmal fertiggestellt, werden die Waschmittel in Polyethylen-Flaschen abgefüllt und anfangs vor allem an Freunde und Bekannte verkauft.

Und trotzdem: Es ist eine Revolution im Waschmittelmarkt, die hier – klein aber fein – vom Zaun getreten wird.

Eigentlich stammt der Südtiroler Unternehmer Bruno Torresan aus der IT-Branche, trotzdem gründet er 1982 Hedera Natur, ein Unternehmen, das als eines der ersten Bioprodukte in Italien vertreibt.

Auf einer Biomesse in Basel stößt Torresan auf Almacabio und dessen Produkte. Er erkennt das Potential, das in ihnen schlummert und baut den Kontakt zur deutschen Firma auf.

Allerdings steckt der Biosektor in Italien in den 1980ern noch in den Kinderschuhen, Markt für Bioprodukte gibt es keinen. Und doch finden die Almacabio-Produkte sofort Absatz, was dafür spricht, dass sie ein offensichtlich noch kaum erkanntes Bedürfnis befriedigen. Der Markt wächst in diesem Fall mit dem Produkt und nicht umgekehrt, wie dies im Normalfall geschieht.

Genau zwanzig Jahre nach der Gründung von Almacabio folgt ein bedeutender Schritt: Bruno Torresan kauft das Unternehmen und verlagert die Produktion nach Italien, wo Almacabio-Produkte großen Erfolg haben. Innerhalb von gerade einmal zwei Jahren etabliert sich die Marke Almacabio als Marktführer in Italien.

Für die Produkte von Almacabio wird der italienische Markt Ende des Jahrtausends Schritt für Schritt zu klein, die Nachfrage ist auch außerhalb des Landes groß. 2005 etwa erobert Almacabio bedeutende Marktanteile in Spanien und Griechenland, 2011 halten die Produkte auch in Osteuropa ihren Einzug.

Almacabio orientiert sich an den Richtlinien von Bio C.E.Q., nach denen alle Produkte der Marke zertifiziert werden. Bio C.E.Q. gibt klare Parameter für die Zusammensetzung von Bioreinigungsmitteln vor, damit diese öko- und biokompatibel sind. Bis 2013 nimmt die deutsche Kontrollagentur ABCert die Zertifizierung vor, seit damals ist es C.C.P.B. aus Bologna.

Almacabio hat sich dem Konzept der Gemeinwohlökonomie verschrieben, einem Konzept also, bei dem es nicht um rein ökonomische Gesichtspunkte geht, sondern auch darum, wie sich das Handeln eines Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt. Ziele sind das Wachstum der Gesellschaft, die Nachhaltigkeit und ein positiver Beitrag zur Lebensqualität.

Almacabio schlägt einen neuen Kurs im strategischen und operativen Marketing ein. Verbessert werden sollen vor allem die Kommunikation und die Performance der Marke, was auch an einem neuen optischen Auftritt von Almacabio und einer neuen Verpackungslinie ihrer Produkte ersichtlich wird.