Listet man die einflussreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts auf, so fehlt eines nur selten: „Der stumme Frühling“, geschrieben von der amerikanischen Biologin Rachel Carson. Das Buch gilt als Startschuss der weltweiten Umweltbewegung und ist das Hauptwerk einer beeindruckenden Frau, die sich an Mikroskop und Schreibmaschine gleichermaßen wohl gefühlt hat.

Wer war Rachel Carson?

In Springdale im ländlichen Pennsylvania wird Carson 1907 in eine Familie hineingeboren, die in engem Kontakt mit der Natur lebt. Vor allem ihre Mutter bringt Rachel bei, die Natur mit Respekt zu behandeln, sie aber auch zu studieren und zu analysieren.

Ihr frühes Leben ist nicht nur von der Liebe zur Natur geprägt, sondern auch von der Liebe zum Schreiben. So ist es auch die Literatur, der sich Rachel Carson anfangs zuwendet, bevor sie die Meeresbiologie für sich entdeckt und zu ihrem Lebensinhalt macht.

Trotzdem: Biologie und Schriftstellerei werden sie ein Leben lang begleiten.

Erste Werke

Die universitäre Laufbahn bleibt Rachel Carson anfangs verschlossen, sie muss sich um ihre mittlerweile greise Mutter kümmern. 1936 nimmt sie daher eine Stelle als Meeresbiologin in der amerikanischen Fischereiverwaltung an. Auch dort lässt sie ihre schriftstellerische Ader nicht los, im Gegenteil: in kürzester Zeit wird sie zum Sprachrohr ihrer Abteilung.

Als solches veröffentlicht sie Artikel in großen Zeitschriften und weckt das Interesse wichtiger Verlage, die ihre Art des Schreibens, ihre Neugier, ihr Staunen vor der Natur und ihren Bewohnern fasziniert. Carson konnte sich in einem Maß in die Natur hineinversetzen, dass der Leser glaubt, plötzlich selbst ein Teil davon zu sein, plötzlich selbst in die Rolle von Tieren oder Pflanzen zu schlüpfen.

Diese Gabe beschert Rachel Carson erste Erfolge. So hält sich ihr zweites Werk mit dem Titel „The sea around us“ nicht weniger als 86 Wochen in der Bestsellerliste der New York Times.

„Der stumme Frühling“ von Rachel Carson

Den wahren Durchbruch erlebt Rachel allerdings Anfang der 1960er-Jahre als ihr größtes Werk auf den Markt kommt: „Der stumme Frühling“. In diesem Buch geht Carson den Folgen des Einsatzes von Pestiziden nach, die damals ohne Rücksicht auf Verluste und in großen Mengen eingesetzt wurden – mit verheerenden Folgen für das ökologische Gleichgewicht.

Zehn Jahre lang hat Rachel Carson an diesem Buch gearbeitet, 1962 wird es veröffentlicht und die Reaktionen darauf sind heftig. Auf der einen Seite wird die Autorin von den Chemiekonzernen ebenso angefeindet wie von der amerikanischen Regierung, auf der anderen Seite stößt „Der stumme Frühling“ eine öffentliche Debatte über den Einsatz von Pestiziden, vor allem aber von DDT an. Mit Erfolg: DDT wird gänzlich verboten, der Pestizideinsatz geregelt.

Rachel Carson erlebt diesen Erfolg nicht mehr. Am 14. April 1964 stirbt sie an Lungenkrebs – mit gerade einmal 56 Jahren. Zuvor hatte sie es sich – von ihrer Krankheit bereits schwer gezeichnet – nicht nehmen lassen, vor der wissenschaftlichen Kommission auszusagen, die Präsident John F. Kennedy eingesetzt hatte, um Fragen von Umweltschutz und Pestizideinsatz auf den Grund zu gehen.

1980 wurde Carson für ihre Verdienste um den Umweltschutz posthum die Presidential Medal of Freedom verliehen, die höchste zivile Auszeichnung der USA.

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